Mittwoch, 17. März 2010

Mein Perfektionismus

Das Kompliment eines liebenswerten Nachbarn, ich spiele doch perfekt Gitarre, brachte mich auf folgende Gedanken, da ich sowohl die Wahrheit wie auch die Lüge darin erkenne.

Wahr ist:
Nobody is perfect! Auch Musiker nicht, sie wissen es selbst am besten! Und ich bin noch nicht einmal ein Profi! Also noch mindestens eine Stufe weiter davon entfernt. Also diese nette Wahrheit ist die Lüge.

Nicht gelogen ist: ich bin ein perfekter Musiker! Denn Musik ist Magie. Und ich bin ein Zauberer. Mir gelingt es mitunter perfekt, bei meinen Zuhörern die Illusion zu erzeugen, ich sei ein perfekter Gitarrespieler. Aber das ist nicht mein Perfektionismus, sondern der dankbarer Menschen. Die ihr Leben freudig genießen. Und zu meinem Glück unfassbarer Weise damit auch mich.

Schade, dass wir gerade auch in der uns mit uns verbinden wie auch trennen könnenden, also an sich perfekten Musik soviel uns verfremdende, uns von uns entfremdende Technik (denn was wäre selbst ein hypothetisch perfekter Gitarrespieler ohne auch nur die perfekte, technische Erfindung einer Gitarre?) brauchen, um unsere perfekte Fehlerhaftigkeit zu perfektionieren (was ist ein perfekter Fehler? Ein besserer oder ein noch katastrophalerer?). Sonst bräuchten wir die Technik, diesen Aufwand ja nicht. Aber dass wir sie brauchen, dementsprechend also entwickeln, das wiederum ist perfekt!

Perfekt ist also, dass kein Mensch perfekt ist!
Und noch perfektere Menschen müssen niemandem vormachen, sie seien es!
Gell Guido?

Ach ja, unter perfekten, noch viel Lernen wollende (Besteht der wahre Wille des Menschen nur im Wissen, es zu müssen? Jeder andere, also vom Müssen befreite, freie Wille ist also nur gelogen? Am liebsten selbstverständlich in die eigene Tasche!) Musikern kursiert der Spruch:
Wer übt, ist nur zu feige!
Allerdings brachte mir ja gerade mein Üben besagtes Kompliment meines Nachbarn ein.
Perfekt, nicht wahr?
Zumindest doch wohl die Dicke und Dünne des ihn von mir Trennenden, Wände wie Türen! Und das alles mal 2, denn noch ein Geschoss ist zwischen uns! Die armen mir noch näher sein müssenden Nachbarn!
(kein Thema hier, immer jedoch selbstverständlich eines UND viel zu unterbewertet gering eingeschätzt ist: Perfekte Kommunikation funktioniert perfekt also nicht nur, indem man Komplimente aussendet. Sondern mindestens auch darin, sie genau so - sowohl als Lüge wie auch als Wahrheit, zumindest wenn sie auch nur ein wenig nicht verlogen sein sollen, also nicht verlogen sind - zu empfangen! Die Wahrheit eines jeden Komplimentes, einer jeden Anerkennung wie auch einer jeden Missachtung, einer jeden Belohnung wie auch Strafe ist also auch immer, dass es gelogen, falsch wie wahr ist! Ausnahme eben: es ist nur falsch! Aber es ist meine Entscheidung, es obliegt meinem freiem oder auch unfreiem Willen, falsch oder richtig zu verstehen, was ich empfange. Also scheint es leider nur mir ein falsch, weil verlogener, ein zumindest für Menschen ihren Bestand gefährdender, wenn auch leider allzu menschlicher Fehler zu sein, einen Sender für das, was ich empfange, bestrafen zu wollen. Auch und gerade wenn viele von wenigen beispielsweise 9-11 erhalten. Die einzig bedeutungsvolle Frage, die wenn überhaupt die Bedeutung im Bedeutungslosem erkennbar macht, für diese Vielen ist: wie verstehen wir es, was wir empfingen? Verstehen wir überhaupt, zu empfangen? Oder haben wir etwa mehr als das, was wir uns nicht oder geben? Haben statt geben oder nicht haben, weil nicht oder vergeben? Ebenso wie die Frage eines Senders nicht die ist: werde ich verstanden? Sondern: weiß ich, was ich sende?
Aber wie gesagt: kein Thema!)

Wahre Musik (NICHT Ware Musik!) ist etwas menschlich Perfektes. Denn wahr ist: sie wird sowohl als Krach wie auch als schön empfunden, weil sie eben mit soviel Lärm verbunden. Also selbst die Lüge Musik (Krach genannt) ist Teil ihrer Wahrheit.

Ob perfekte Wahrheiten immer daran erkennbar sind, dass sie selbst gelogen - als perfekter Fehler - nicht zur Lüge werden? Also ist es doch auch perfekte Wahrheit, dass selbst perfekte Technik unser Leben nicht lebenswerter, perfekter machen kann. Aber genau das macht wiederum Techniken zu Wahrheiten, denn selbst gelogen, wir bräuchten sie für unser Leben, sind sie perfekt wahr.

Eben weil nobody perfect aber Mensch perfekt ist! Denn die Wahrheit ist: Mensch ist ein perfekter Niemand.

Egal welchen Menschen wir uns also wofür auch immer auswählen, wir wählen immer nur Bedeutungslosigkeiten, nobodies (gell Guido?)! Ob diese Wahrheit selbst perfekte Demokratien bedeutungslos macht?

Jedenfalls wahr ist also:
Perfektionismus, selbst perfekt Perfektes hat keinerlei Bedeutung für menschliches Leben! Leider kann Mensch dieses von seiner leider nur nahezu perfekten Fehlerhaftigkeit nicht sagen. Denn genau diese hat zumindest für ihn lebensbedrohliche Bedeutung!

Also muss es doch wohl perfekt UND wahr sein, dass Leben UND Tod für Menschen perfekt sind! Ist es also perfekt, wenn Menschen warum und wofür auch immer sich gegenseitig umbringen? Ob ich Schröder, Merkel, Westerwelle und Co. nicht auch perfekterweise um ihr erbärmlich kleines, bedeutungslos als Perfektion, bedeutungsschwer als Fehler, Leben bringen sollte?
Vielleicht mit meiner Musik? Aber dann nur als perfekter Krach! Also nur als gelogene Wahrheit. Wie man es auch sieht: perfekte, wahre Politiker müssen lügen, genau wie auch Musiker!

Eben weil die wahre Lüge keine, sondern nur bedeutungslose, menschliche Wahrheit ist.
Ob Menschen deswegen noch ihr verlogenes Heil im Warenhandel suchen?
Ob wahrer Handel nicht erst Händel gebiert, fördert, ermöglicht? Forderungen keine wahren nur falsche Handlungen fördern?

Jedenfalls war Händel ein wahrer Musiker.
Ob aber perfekt? Oder nur perfekter Fehler?

1 Kommentar:

  1. Sorry an die, die schon interessant ankreuzte: Du wirst es nochmals lesen müssen, denn erst um 17.45 war es fertig.

    Danke aber für Dein von mir so verstandenes Kompliment:-))

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