Dienstag, 16. Juni 2009

Die Entwicklung des Menschen zur Wahrheit

aus dem Dokoland-Forum:

Thema: Märchenstunde 5 vor 12 :-)

Von: open_mind



Hallo meine Lieben !
Ich würde Euch gerne heute und an den nächsten Tagen eine Gute-Nacht -Geschichte vorlesen :-)
Kennt ihr das uralte Märchenbuch für Erwachsene "Wieviele Farben hat die Sehnsucht" ? von Heinz Körner und Roland Kübler ?
In dieser Sammlung von Märchen für Erwachsene ist eine Geschichte die mir sehr gefällt, und die möcht ich Euch Heute nacht und Morgen und so...vorlesen !
Also : macht es Euch gemütlich , eine kleine Kerze an, schön kuscheln und mummeln und hört mir zu.....

lalelu.....

Wahrheit ist unteilbar

Die Erde dreht sich um die Sonne, und der Mond dreht zieht seine Bahn um die Erde. Die Sterne flüchten in die Weite des dunklen Alls, und für uns Menschen ist das Außergewöhnliche normal, und niemand verschwendet mehr einen Gedanken daran, wie alles kam.

Am Fuße einer sanft ansteigenden Bergkette war vor langer Zeit eine kleine Siedlung unterschiedlichster Menschen gewachsen. Das Leben war zwar nicht einfach, doch jeder hatte dort ein gutes Auskommen und niemand mußte hungern oder darben. Trotzdem war dieses Dorf ein ständiger Ort des Unfriedens. Keiner kam mit seinem Nachbarn aus. Ständig gab es Streit. Jeder glaubte sich im Recht, und natürlich wollte jeder seine Ansichten durchsetzen. Pflanzte einer der Bauern im Frühjahr Schößlinge junger Bäume, war er sich sicher, dass dies genau das richtige für Bäume sei- und wehe, irgend jemand dachte anders darüber.


Fortzetzung folgt....




Erstellt: 10.06.2009 22:35:00 Editiert: -nie-


Von: open_mind



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....Wenn nun einer in den Bergen wertvolle Steine gefunden hatte, wollte er die Bewohner der Siedlung Abend für Abend im einzigen Kaffeehaus davon überzeugen, dass sie mit solchen Steinen ihr Lebensglück und sogar Reichtum für ihre Enkel und Urenkel finden würden- und wehe, einer der anderen wollt widersprechen.
Kurierte einer der Bewohner einer kranken Kuh mit einer seltenen Pflanze, die er zufällig in einer Nweumondnacht geschnitten hatte, gab es für diesen kein anderes heilmittel mehr als eben diese pflanze, geschnitten in einer Neumondnacht. Sie stritten sich entsetzlich, wenn auch nur einer leise zweifel zu äußern wagte.

Schließlich wurden der ständige Unfrieden und die immerwährenden Zankereien um Recht und Wahrheit allen zuviel.

Eines Abends , als sie nach langer Debatte wieder einmal zerstritten vor dem Kaffeehaus saßen, wandten sie sich an den blinden Alten, der an einem Nebentisch schmunzelnd süßen Kaffee schlürfte. "Weißt du Alter", begannen sie ein wenig ärgerlich, weil der Blinde immer noch lächelte," wir finden das gar nicht komisch, die meiste Zeit, in der wir hier zusammensitzen, streiten wir, wer von uns Recht hat und wirklich Wahrheit sagt. Und du sitzt hier und lachst. Was freut dich denn an unserem streit ?

Der Blinde drehte den Kopf ein wenig: " Ich lache über euch , weil ihr alle zusammen wie unwissende Kinder seit! "

Die Männer wurden wütend: " Dann sag doch du, wer von uns Recht und was wirklich wahr ist! " schrieen sie den Blinden an.


Fortsetzung folgt.....
Erstellt: 10.06.2009 22:44:00 Editiert: 10.06.2009 22:48:00


Von: open_mind



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... " Ihr braucht nicht so zu brüllen, das die Fenster klirren. Ich sehe zwar nichts mehr, dafür höre ich aber um so besser. Wahrheit ist überall dort, wo wahrhaftige Menschen sind. Aber ich weiß, ihr könnt das nicht verstehen. Kommt heute in einer Woche wieder hierher, dann werde ich euch zeigen, was Wahrheit ist. Daraufhin drehte sich der Alte wieder weg, führte seine Tasse an den Mund und sagte auch auf das Drängen der Leute nichts mehr.

Am Abend jedoch gab er seinem Enkel einige Anweisungen, und dieser machte sich früh am nächsten Morgen auf den Weg in die Stadt. zwei Tage später kehrte er zuück und berichtete seinem Großvater, der wie gewohnt unter dem großem Baum vor dem Kaffeehaus saß, dass alles wunschgemäß erledigt sei.

Die Tage vertstrichen träge, wie süßer honig, zähflüssig vom Zucker der Bienen. Die Siedlungsbewohner stritten wie gewohnt und konnten es kaum erwarten, bis die Woche vorbei war. endlich war es soweit. man versammelte sich wieder vor dem Kaffeehaus. "Was also ist die einzige und wirkliche Wahrheit ? " " Wer von uns ist im Recht?" bestürmten sie den Alten. Dieser lächelte versonnen und tastete mit der Hand nach dem Arm seines Enkels, der hinter ihm wartete. " Kommt mit ins Haus", sagte der Junge, "mein Großvater wird euch die Wahrheit lehren...


Fortsetzung folgt......
Erstellt: 10.06.2009 22:58:00 Editiert: 10.06.2009 23:08:00


Von: open_mind



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...Im kaffeehaus war es dunkel wie noch nie. Vor den Fenstern wölbten sich die Vorhänge im Wind. Nur eine kleine Kerze brannt, um den Männern den Weg zu weisen. Der Blinde stand mitten im Raum. Mit erhobener Hand bat er um ruhe. "Wenn ihr hier zum Hinterausgang hinausgeht, werdet ihr in ein dunkles Zelt kommen. Darin befindet sich ein fremdartiges Tier. Es braucht die Dunkelheit, denn es scheut viele Berührungen bei Licht. Geht also alle hinein und lernt dieses Tier kennen. Sagt mir danach, wie es aussieht. Dann werde ich euch sagen, was Wahrheit ist."
Zunächst standen die Mämner ein wenig hilflos im Raum. Der Blinde war bekannt für seine komischen Ideen. Aber da sich keiner vor dem anderen eine Blöße geben wollte, drängten sie schließlich alle in das dunkle Zelt. Als sie nach einiger Zeit, einer nach dem anderen, wieder vor dem Kaffeehaus ercheinen, saß der Alte still da und bewegte nur ein wenig den Kopf, um sich der Sonne zuzuwenden. Als alle bei ihm standen, wandte er sich ihnen zu: " Nun, wie also sieht dieses fremde Tier aus?

Fortsetzung folgt....
Erstellt: 11.06.2009 21:53:00 Editiert: -nie-


Von: open_mind



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...Ein Mann trat vor:" ich habe es sehr genau befühlt. Das tier ist wie eine große runde Säule. Es steht fest und unerschütterlich im Raum. nichts und niemand kann es umstoßen." Ein anderer widersprach aufgeregt:"Blödsinn! Das fremde Tier ähnelt einem Fächer. Ich habe es genau gespürt. Das Tier ist dünn und groß wie ein Stück Pergament, und es bewegt sich hin und her." Ein dritter mischte sich ein;"Was erzählt ihr denn da ? Das fremde Tier in dem zelt ist in Wirklichkeit ein glattes, spitzes Lebewesen, fast wie ein polierter Säbel." Dann erklärte ein vierter alle anderen für Dummköpfe; das Tier sei in Wahrheit weich und biegsam, anschmiegsam und zärtlich. Ein fünfter wetterte gegen die anderen; denn seiner Ansicht nach glich das fremde Tier mehr einer großen Schlange, die am Ende so etwas ähnliches wie einen Rasioerpinsel hat.

Fortsetzung folgt.....
Erstellt: 11.06.2009 22:42:00 Editiert: -nie-


Von: open_mind



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....Jeder behauptete etwas anderes, und in kürzester zeit zankten die Männer unter dem großen Baum, wie sie noch nie in ihrem Leben miteinander gestritten hatten. Der blinde Alte saß zwischen den schreienden, keifenden, wütenden Menschen und rührte in seinem Kaffee. Endlich erhob er die Arme und bat um Ruhe. "Vor vielen jahren bevor die Blindheit meine Augen segnete-seither muß ich nämlich das Elend dieser Siedlung nicht mehr mit ansehen-" begann er und lächelte dabei spöttisch, war ich oft mit einem reichen Kaufmann in fernen Ländern unterwegs. Während dieser Reisen habe ich jenes Tier kennengelernt. Einmal bin ich sogar darauf geritten !"

Wütender Protest unterbrach den Blinden. "Wie kann man auf einem säbel reiten?" rief einer."Oder auf einer Schlange mit einem Rasierpinsel am Ende?" lachte der zweite. "Oder auf einer Säule" rief hämisch ein dritter.

Der Alte hob wieder die Hand. " Wollt ihr nun wissen, wer von euch recht hat und was die Wahrheit ist?"

"Ja, ja " riefen die Männer aufgeregt,"das wollen wir wirklich gerne. Also laß deine Lügenmärchen und komm endlich zur Sache!"

De Alte wartete, bis alle still waren. Dann sagte er leise: " Ihr habt alle recht."

Wieder protestierten die Männer laut und aufgeregt:"Das kann nicht sein", sie waren sehr aufgebracht, "hast du nicht sogar einmal gesagt, die Wahrheit ist unteilbar?"

"ja das habe ich tatsächlich gesagt" erwiderte der Alte ruhig. "Aber", und jetzt erhob er seine Stimme......


Fortsezung folgt......
Erstellt: 12.06.2009 00:53:00 Editiert: -nie-


Von: open_mind



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...."ich habe auch gesagt wer die Wahrheit wissen will, muß selbst wahrhaftig sein ! Ihr habt euch auf eure Finger und eure Hände verlassen. Habt ihr keine Nase, keine Ohren und schmeckt ihr denn gar nichts ? Könnt ihr so einfach auf eure Augen verzichten? die Wahrheit ist wirklich unteilbar, nur ist sie manchmal zu groß, um von den Sinnen eines einzelnen Menschen erfaßt zu werden. Und ihr habt die Wahrheit aufgeteilt- und weil sie unteilbar ist, habt ihr alle Recht ! "

"Jetzt ist er völlig übergeschnappt," murmelten die Männer."Er hat zu lange in der Mittagssonne gesessen. Sie hat ihm das Hirn ausgetrocknet".

Dann belächelten sie ihn mitleidig und zürnten mit sich selbst, weil sie überhaupt auf die Idee gekommen waren, diesen Alten um Rat zu fragen. Langsam entfernten sie sich. Doch eine ungewohnt scharfe, spottende Stimme rief sie zurück: ihr vergeßt schon wieder etwas, das ihr durch die unfaßbare Großzügigkeit der Natur geschenkt bekommen habt, obwohl ihr es wirklich nicht verdient. Wo habt ihr euren Verstand gelassen ? Wollt ihr nicht einmal nachprüfen, ob ich nicht doch recht habe ?


Fortsetzung folgt......
Erstellt: 13.06.2009 20:58:41 Editiert: 13.06.2009 21:00:00


Von: open_mind



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....Etwas beschämt, drehten sich die Männer wieder um und kehrten zu demTisch des Alten zurück.

"Er hat recht", sprachen sie, "warum sollen wir und das fremde Tier nicht eimal bei Tageslicht betrachten?"

Auf ein Zeichen seines Großvaters verschwand der Enkel hinter dem Kaffeehaus, um das rätselhafte Tier zu holen. Plötzlich dröhnte es hinter dem Haus in wildem Klang: "Vielleicht ist das fremde Tier auch eine Trompete?" kicherte der blinde Alte. Dann zitterte die Erde unter schweren Schritten. " oder ein kleines Erdbeben?" Der Alte schwankte gefährlich auf sienem Stuhl vor Lachen.
Und führte sein Enkel das fremde Tier auf den Platz vor dem Kaffeehaus. Erschrocken wichen die Männer zurück. Sie sahen: Vier riesige, rauhe Säulen. Zwei glatte, ploierte Säbel. Eine riesige Schlange mit einem Rasierpinsel am Ende. Zwei wehende Fächer wie aus Pergament. und all die anderen Dinge, die sie beschrieben hatten.

"Das ist ein Elefant", sagte der blinde Alte in die betretene Stille, und vor lauter Lachen bekam er einen Schluckauf. "Nun hat einer von euch gelogen ? Aber wer von Euch hatte nun wirklich die Wahrheit gesagt ? Wahrheit ist unteilbar- doch nur wahrhaftige Menschen werden sie in ihrer ganzen Größe erfahren."


( von Roland Kübler)
Erstellt: 13.06.2009 21:15:43 Editiert: -nie-


Von: jodoko



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danke Ines .-)) Ich fürchte allerdings, dass kein einzelner Mensch die Wahrheit in ihrer ganzen Größe erkennen kann. Und sei er noch so wahrhaftig. Und ich weiß auch, selbst wenn alle wahrhaftigen Mensche zusammen alles wüssten über die ganze Wahrheit, kein einzelner sie je lernen könnte. Darüber hinaus wäre es langweilig für alle Menschen, sie verlören auch noch ihren letzten Grund, leben zu wollen, wenn der Menschheit, und damit dann auch nicht mehr wirklich jedem einzelnen Menschen, nichts mehr zu lernen bliebe.

Aber ich stimme Herrn Kübler so weit zu, dass nur wahrhaftige Menschen - aber die dann alle zusammen! - eine Ahnung haben können, was Wahrheit überhaupt ist. Denn alle wahrhaftigen Menschen wissen immerhin, wie wenig sie selbst wissen. Denn selbst das größte Wissen eines einzelnen Menschen ist ein Nichts im Vergleich zur Größe der Wahrheit. (Praktisch am Besipiel Doko begründe ich so meine Erfahrung an mir selbst: je mehr ich einen Ahnung vom Doko bekomme, umso mehr weiß ich, wie schlecht ich doch spiele. Denn umso mehr sehe ich meine Fehler, die ich begehe!)

Und das wissen oder können alle wissen seit nun mehr über 3000 Jahren, weil da hat Sokrates nämlich, der als der damalige Mensch galt, der am meisten Wahrheit in sich trug von allen Menschen, gesagt, dass er nichts wisse! (Und auch der Umkehrschluss gilt: Je weniger ein Mensch weiß, wie wenig er doch weiß, umso weniger weiß er. Oder anders ausgedrückt: Je klüger ein Mensch meint, zu sein, je weniger er von einem Irrtum bei sich ausgeht, je mehr er Fehler bei anderen sieht, je weniger Fehler bei sich selbst, umso dümmer ist er. Ich kann einem solchen dummen Menschen nur raten, Bundeskanzler oder -in zu werden. Ich prophezeie ihm/ihr eine große Karriere! Gell Guido? Reiten wir alle nicht wunderbar auf Deiner Welle?*sssffgg Gw kurzfristig Dir, mittelfristig den Ameisen, langfristig dem außerirdischem Leben, wenn's das nicht gibt, ist's eh egal, es gäbe dann auch nichts mehr, was jemand wünschen könnte, auch kein Glück! Insofern wünsche ich Dir dann wenigstens heute schon Glück, später kann ich es nicht mehr.)

Leider leben wir in Systemen, die uns das vergessen ließen. In unserer ach so fortschrittlichen und modernen Zeit haben wir uns zurück entwickelt. Mehr als 3000 Jahre zurück! Heute wissen wir nicht einmal mehr, dass wir nichts wissen. Heute haben wir im bestem Fall nur noch keine Ahnung mehr von Nichts! Aber davon sehr viel mehr als damals! Hoffentlich ist uns das nicht zuviel?Tongue out
Oder warum sonst wählten wir immer nur die Menschen zu unseren Führern, die uns immer sicherer unserem so gewolltem, weil selbst und freiwillig bestimmtem, kollektivem Selbstmord immer näher bringen?

Euer Jo

Und wenn Mensch bei einem Spiel kein Wahl mehr hat, außer der, seinen eigenen Tod zu beschleunigen, wieso spielt er dieses Spiel noch weiter, da er doch schon als Verlierer feststeht? Wieso geht ein Deutscher zur Wahl, bei der er von vorn herein nur versuchen kann, das geringere Übel zu wählen? Wenn es ohnehin schon nur falsches zu wählen gibt, ist es dann richtiger, weniger falsches zu wählen? Oder ist es immer falsch, Falsches zu wählen? Wo ist hier der zur Wahrheit gehörende Teil?

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