Freitag, 7. Januar 2011

kleine Fische?

För de plattdüdschen Lüd hev ek wat allerlevstes funnen:
http://www.gsgoehl.de/maer_fischer.htm

Bei Wikipedia steht dazu für Hochdeutsche::
http://de.wikipedia.org/wiki/Vom_Fischer_und_seiner_Frau

Der große
Alexander Sergejewitsch Puschkin
schrieb es so:

Märchen vom Fischer und dem Fischlein
Lebte einst mit der Alten ein Alter
am Ufer des blauen Meeres;
eine Erdhütte war ihre Wohnung,
drin sie dreiunddreißig Jahre hausten.
Mit dem Sacknetz fing Fisch der Alte,
die Alte saß spinnend am Spinnrad.
Einstmals warf er sein Sacknetz ins Meer aus –
doch nur Schlamm zog das Netz ans Ufer;
wieder warf er das Sacknetz ins Meer aus –
doch nur Seegras brachte das Sacknetz;
und zum drittenmal warf er das Netz aus –
sieh, da brachte das Netz ihm ein Fischlein,
ein gar seltenes Fischlein, ein goldnes.
Da flehte das goldene Fischlein
und sprach mit menschlicher Stimme:
»Laß mich, Alter, zurück in die Meeresflut,
will dafür dir ein Lösegeld zahlen:
Wie du's selber bestimmst, will ich's zahlen.«
Staunen faßte den Alten und Schrecken:
Dreiunddreißig Jahr lang fing er Fische
und hörte doch nie einen sprechen.
Er ließ frei das goldene Fischlein,
sprach zu ihm die freundlichen Worte:
»Gott sei mit dir, du goldenes Fischlein!
Deines Lösegelds nimmer bedarf ich;
tauch zurück in die blauende Meerflut
und ergehe dich lustig im Freien!«
Heim zur Alten ging wieder der Alte
und erzählte vom Wunder, dem großen:
»Heute hatt ich ein Fischlein gefangen,
ein gar seltenes Fischlein, ein goldenes;
so wie wir sprach das goldene Fischlein,
bat, nach Hause, ins Meer es zu lassen,
wollte mir ein Lösegeld zahlen,
wie ich selber es sollte bestimmen,
ich mochte kein Lösegeld nehmen,
ließ umsonst in die Meerflut das Fischlein.«
Doch da schalt die Alte den Alten:
»Ach, du Erznarr, du alberner Tölpel!
Warum hast du kein Lösegeld genommen?
Einen Trog hättest du sollen verlangen,
da der unsere längst schon geborsten!«
An das blauende Meer ging der Alte –
sieh, da kräuselte leicht sich die Fläche.
Er rief laut nach dem goldenen Fischlein,
und es kam das Fischlein und fragte:
»Sprich, Alter, was willst du haben?«
Und der Alte verneigt sich und bittet:
»Hab Erbarmen, allmächtiges Fischlein!
Meine Alte, die schilt mich und zankt mich,
läßt mich Alten daheim nicht in Ruhe:
Sie begehrt einen Trog, einen neuen,
da der unsere längst schon geborsten.«
Antwort bietet das goldene Fischlein:
»Sei getrost, geh mit Gott deines Weges!
Einen neuen Trog sollt ihr haben.«
Heim zur Alten kehrt der Alte –
sieh, der neue Trog war zur Stelle!
Doch noch ärger schalt ihn die Alte:
»Ach, du Erznarr, du alberner Tölpel!
Warst so dumm, einen Trog zu begehren!
Welchen Nutzen kann bringen ein Trog mir?
Geh zurück, du Narr, zu dem Fischlein,
verneig dich und bitt um ein Häuschen!«
An das blauende Meer ging der Alte
– war das blaue finster geworden –,
er rief laut nach dem goldenen Fischlein,
und es kam das Fischlein und fragte:
»Sprich, Alter, was willst du haben?«
Und der Alte verneigt sich und bittet:
»Hab Erbarmen, allmächtiges Fischlein!
Ärger schilt nur und zankt mich die Alte,
läßt mich Alten daheim nicht in Ruhe:
Gar ein Haus will die Keiferin haben!«
Antwort bietet das goldene Fischlein:
»Sei getrost, geh mit Gott deines Weges!
So sei's denn, ein Haus sollt ihr haben!«
Heim zur Erdhütte kehrte der Alte,
aber diese ist spurlos verschwunden.
Vor ihm steht ein Häuschen mit Erkern,
mit getünchtem Schornstein aus Ziegeln,
vorn – ein Tor von behobelten Eichen.
Die Alte sitzt vor dem Fenster:
Was das Zeug hält, schilt sie den Alten:
»Ach, du Erznarr, du alberner Tölpel!
Warst so dumm, nur ein Haus zu begehren!
Geh zurück zu dem Fischlein und sag ihm:
Eine Bäuerin will ich nicht bleiben,
eine Edelfrau will ich nun werden!«
An das blauende Meer ging der Alte
– es wogte und brauste die Fläche –,
er rief laut nach dem goldenen Fischlein,
und es kam das Fischlein und Fragte:
»Sprich, Alter, was willst du haben?«
Und der Alte verneigt sich und bittet:
»Hab Erbarmen, allmächtiges Fischlein!
Immer ärger treibt's meine Alte,
läßt mich Alten daheim nicht in Ruhe:
Eine Bäuerin will sie nicht bleiben –
eine Edelfrau will sie nun werden!«
Antwort bietet das goldene Fischlein:
»Sei getrost, geh mit Gott deines Weges!«
Heim zur Alten kehrte der Alte.
Und was sieht er? Ein Herrenhaus!
Auf der Freitreppe steht seine Alte
in kostbarem Zobelfellpelzchen.
Auf dem Scheitel brokatenes Häubchen,
um den Hals ein Geschnüre von Perlen,
an den Fingern goldene Ringe,
an den Füßen rotjuchtene Schuhe.
Vor ihr stehen dienstwillige Diener,
sie schlägt sie, zieht sie am Schopfe.
Der Alte sagt zu der Alten:
»Gott zum Gruße, vielgnädige Herrin!
Sprich, ist nun deine Seele zufrieden?«
Doch voll Zornes fuhr an ihn die Alte
und befahl ihm, als Stallknecht zu dienen.
Eine Woche verstreicht und die zweite,
noch närrischer wurde die Alte.
Wieder schickt sie den Alten zum Fischlein:
»Geh zurück zu dem Fischlein und sag ihm:
Eine Edelfrau will ich nicht bleiben,
will als Zarin uneingeschränkt herrschen!«
Da erschrak der Alte und flehte:
»Aber Weib, hast du Tollkraut gefressen?
Kannst mit Anstand nicht gehen noch sprechen,
wirst dich lächerlich machen im Reiche!«
Da ergrimmte die Alte noch grimmer,
einen Backenstreich gab sie dem Alten.
»Was, du Bauer, du wagst es zu trotzen,
einer Edelfrau zu widersprechen?
Geh zum Meer, ich rat es dir gütlich,
gehst du nicht, so wird man dich zwingen!«
An das blauende Meer ging der Alte
— ganz schwarz war das Meer nun geworden –,
er rief laut nach dem goldenen Fischlein,
und es kam das Fischlein und fragte:
»Sprich, Alter, was willst du haben?«
Und der Alte verneigt sich und bittet:
»Hab Erbarmen, allmächtiges Fischlein!
Wiederum schlägt Krach meine Alte:
Eine Edelfrau will sie nicht bleiben,
will als Zarin uneingeschränkt herrschen!«
Antwort bietet das goldene Fischlein:
»Sei getrost, geh mit Gott deines Weges!
Deine Alte soll herrschen als Zarin.«
Heim zur Alten kehrte der Alte.
Sieh – ein Zarenschloß reckt seine Hallen.
In dem Schlosse, da sitzt seine Alte,
thront als Zarin an zarischer Tafel,
Edelleut und Bojaren sind Diener;
überseeischen Wein trinkt die Zarin,
Honigkuchen dazu ißt die Zarin;
die Leibwächterschar steht da im Kreise,
auf den Schultern die Streitäxte tragend.
Als der Alte das sah, da erschrak er,
zu Füßen der Alten warf er sich nieder:
»Gott zum Gruße, du vielgestrenge Zarin!
Sprich, ist nun deine Seele zufrieden?«
Keines Blicks ward gewürdigt der Alte,
von sich zu treiben befahl ihn die Alte.
Alle Edelleut und Bojaren,
ins Genick stießen fort sie den Alten;
an der Tür mit der Axt die Wachen,
hätten bald ihn niedergehauen.
Und das Volk verlachte ihn höhnisch:
»Alter Tölpel, recht ist dir geschehen,
wird in Zukunft als Lehre dir dienen:
Laß den Vorwitz, was nicht deines Amts ist!«
Eine Woche verstreicht und die zweite,
noch närrischer wurde die Alte,
schickt die Höflinge nach ihrem Manne,
endlich fand man den Alten, bringt aufs Schloß ihn.
Spricht die Alte zu ihrem Alten:
»Geh zurück zu dem Fischlein und sag ihm:
Zarin will ich länger nicht bleiben,

will nun werden die Herrscherin des Meeres,
will nun leben im Ozean-Meere,
daß das goldene Fischlein mir diene,
daß es Botendienste mir leiste!«
Keinen Widerspruch wagte der Alte,
sprach kein einziges Wörtchen dagegen.
An das blauende Meer ging er wieder.
Sieh – da brandet tiefschwarz die Fläche,
hochauf bäumen sich zornig die Wogen
und heulen mit hohlem Geheule.
Nach dem goldenen Fisch rief der Alte,
und es kam das Fischlein und fragte:
»Sprich, Alter, was willst du haben?«
Und der Alte verneigt sich und bittet:
»Hab Erbarmen, allmächtiges Fischlein!
Meine Alte ist vollends des Teufels!
Zarin will sie länger nicht bleiben,
will nun werden die Herrscherin des Meeres,
will nun leben im Ozean-Meere,
daß du selber, Fischlein, ihr dienest,
daß du Botendienste ihr leistest!«
Nicht ein Wort sprach das goldene Fischlein,
mit dem Schwanze nur schlug es das Wasser
und tauchte hinab in die Tiefe.
Lange harrte der Alte auf Antwort,
doch vergebens. Da ging er zur Alten.
Sieh – vor ihm hockt die Erdhütte wieder,
auf der Schwelle sitzt seine Alte,
und vor ihr liegt der Trog, der geborstne.

Wir schrieben dazu:
From me to xxx
Das Ende der Geschichte ist eben absehbar katastrophal: sie sind wieder so arm wie vorher, waren jetzt jedoch zwischendurch einmal reich.
Vorher verspürten sie ihr Unvermögen nicht, nun aber müssen sie ihre Dummheit fühlen!
Das ist die Parabel vom Fischer und seiner Frau.

Für mich ist auch noch offene, ungeklärte Frage dieses Prinzip:
Eine/r wünscht UND der/die andere muss diesen Wunsch vertreten und erfüllen. Also in diesem Fall, wo ein Dritter ja die Wünschen von wem auch immer erfüllt: warum geht die Frau nicht selbst zum Fisch? Oder wenn sie sich selbst richtigerweise sagt, mein Mann hat mit dem Fisch ein Geschäft gemacht, warum überlässt sie diesem dann nicht das Wünschen?
Für mich ist das eine sehr inhaltsträchtige Fabel. Die mindestens ebenso wenig sagt zu allem, was ihr wichtig ist, wie sie das Wichtige auch wiederum nicht verschweigt.

From: xxx
To: me
Sent: Friday, January 07, 2011 12:17 AM
Subject: Re: Vom Fischer und seiner Frau
...ungeklärte Frage dieses Prinzip: Eine/r wünscht UND der/die andere muss diesen Wunsch vertreten und erfüllen.

muss man nichts...falls keine Liebe (mindestens kein Bedarf) am anderen Mensch ist.


From me to xxxx

Mir geht es nicht um Liebe hierbei.
Ob Fischer und Frau sich lieben, bleibt unerwähnt. Angesichts der "Gier nach mehr" der Frau scheint mir das auch sehr zweifelhaft, meiner Erfahrung nach ist ein gieriger Mensch nur aufgrund mangelnder Liebesfähigkeit oder zumindest -bereitschaft so gierig. Sie giert nach Ersatzbefriedigung für entgangene, mangelnde, nicht erhalten habende oder zumindest nicht angenommene, nicht erkannte oder vergessene Liebe. Dass der Fischer grundsätzlich liebesfähig ist, beweist er ja schon durch das bedingungslose Freilassen des Fisches: Empathie, also Mitfühlen, Bewunderung für die Eigenarten des Fisches: hier das Sprechen Können als Grundvoraussetzungen bei ihm dazu.
Es geht mir hier jedoch nicht um "Schuldzuweisung"! Also sellbst wenn die Frau sich nicht oder zu mangelhaft geliebt fühlt, muss nicht unbedingt sie daran schuldig sein. Es können auch die Umstände...
- z. B. lange Weile, vergessenes, glückliches Leben, also eigentlich überlebtes Leben <=> Vergessen zu sterben! Todessehnsucht; "Torschlußpanik"; sich unnütz fühlen: Mann fischt, Kinder stehen auf eigenen Füßen oder waren nie da, Haushalt ist fertig und unbefriedigend, sie ist unterfordert und fühlt sich dadurch ungeliebt -
... oder auch der Mann von gar nicht bis ausschließlich Schuld daran sein.


Viel wichtiger jedoch sind mir die beiden Aspekte, die zusammengehören:
"Auf dem Boden der Tatsachen bleiben" und Verantwortung der eigenen Wünsche.
Hier in diesem Fall trug immer der Fischer die Verantwortung gegenüber dem Fisch für die Wünsche seiner Frau. Nur der "Klugheit" des Fisches ist es zu verdanken, dass letztendlich die "verursachende" Frau dumm dastehend zurückblieb. In der Realität, also nicht in solchen "Märchen" jedoch sacken die eigentlich Verantwortlichen ein und die "unschuldig" dummen Liebenden zahlen die Zeche. Sowas nennst Du Liebe? (Also folgendes Ende hielte ich für realistischer: die Frau bleibt Zarin, sperrt ihren Mann ein, köpft ihn womöglich gar und sucht sich viele nette junge Männer für ihre "Liebe?" Nennt sich dann wohl gar Katharina die Große?)
Der erste Punkt, die "Erdung" erscheint mir mindestens genauso wichtig:
Wenn die Frau selbst zum Fisch gegangen wäre, hätte sie zumindest die Chance gehabt, rechtzeitig zu erkennen, wann das Maß voll ist und der Bogen überspannt wird. Wenn man also dieses "Wünschen" und "Wünsche erfüllen" mit Verhandeln, einen Kompromiß finden oder Maxima oder zumindest Optima zu erzielen, vergleicht, begeht diese Frau also mindestens den Fehler, nicht mindestens mit dem Fischer gemeinsam mit dem Fisch zu reden. Vermutlich wäre es sogar klüger von ihr gewesen, in der Realität meine ich, ohne den "unwilligen" Mann hin zu gehen. Denn der ist eher ein "Bremsklotz" als ein "Voranbringer".

Mein Fazit also:
Liebe? Bei der Frau? Wohl eher nicht!
Nur Dummheit bei beiden! (Beim Fischer die mangelnde Zivilcourage, dass er die Zeichen wohl erkennend trotzdem weiter das Falsche tut. Das mag er aus Liebe tun, vielleicht, im Ergebnis jedoch könnte er seine Frau nicht schlechter behandeln, ohne selbst ihr Leid anzutun, wenn er sie hassen würde)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen