Mittwoch, 28. Dezember 2016

Konzepte fürs menschliche Zusammenleben

Richard David Precht sprach in einer seiner letzten Sendungen davon. Mein Problem ist nun, dass alle Welt solche Worte ausspricht, aber niemand sich darum kümmert. Es wird weiterhin nach Macht-, Konsum- und Profitlust weitergemacht wie bisher.

Um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen: Selbstverständlich gibt es keine Patentlösungen und schon gar nicht gar nur eine  einzige. Also ist's folglich auch selbstverständlich, dass niemand eine parat hat, und schon gar nicht ich!

Ebenso selbstverständlich gehe ich davon aus, dass gerade in den hochentwickelten Ländern, in denen Hunger und andere grundlegende Lebensbedürfnisse (keine Kriegszustände gehören auch zwingend zur Entwicklung eines uns angemessenen Zusammenlebens) weitgehend sicher zumindest zur Zeit befriedigt sind, Mensch in Verantwortung für unser Ganzes besonders VERPHLICHTET ist, sich über diese Frage Gedanken zu machen. Die Zeit dazu hätte er/sie/es, denn sein/ihr sonstiger Hunger und Durst ist gestillt und die zukünftige Bedürfnisbefriedigung auf absehbare Zeit gesichert.

Nur: was stellen wir fest? Gerade in diesen profitablen Gegenden der menschlichen Welt wird am meisten Schindluder mit der Menschheit und damit mit sich selbst getrieben. Die Menschenverachtung ist also dort am größten, wo es den Menschen am besten ergeht; wo Gewinne erzielt werden, die aufgrund ihrer allgemeinen Bevorzugung zur automatischen Menschwertvermindung und damit - ich kann es nur wiederholen: zur Menschenverachtung und Menschenwürdeverletzung führt!

Also erste provokante These zur Erstellung angemessener Zusammenlebenskonzepte (Zlk) lautet:
Dort, wo Mensch am ehesten selbstmörderische Verhaltensweisen angeboten bekommt, also dort wo am wenigesten fremdbestimmt mörderische Zustände herrschen, dort wird auch em ehesten und selbstbestimmt, freiwillig und gewollt Selbstmord betrieben!
Und das in einer Weise, die auch jeden Versuch des nachhaltigeren Zusammenlebens von Menschen über die ihnen theoretisch (Sonnenende spätestens, aber andere kosmische Katastrophen können schon viel früher als erst in zwei Milliarden Jahren zum Untergang der Menschheit führen) zur Verfügung stehende Zeitspanne hinaus immer unmöglicher macht.

Ok, soviel zur Einführung und als Problembeschreibung.
Fangen wir jetzt also mit den wichtigsten beiden Fragestellungen an, deren Klärungen zwingende Voraussetzung für angemessene Zlks sind:

1. Was wollen wir wirklich?
und
2. Was ist Menschen angemessen?

Gestattet mir den zweiten Punkt vorzuziehen, denn der ist der für mich einfachere. Ich kann ihn damit erschlagen, dass nach meiner Erfahrung Mensch nach wie vor zu wenig über sich selbst weiß. Wobei das Wissen über unser eigentliches Sein durchaus und mittlerweile ausreichend vorhanden ist, ebenso wie der allgemeine Zugang dazu, jedoch unser gegenwärtiges Zusammenleben in dieser Konzeptionslosigkeit
- die wiederum selbstverständlich und wohl auch von bestimmten Gruppen in selbstmörderischer und menschenverachtender Weise konzeptionell gewollt und damit auch ein Konzept ist -
eher ein dummes Volk, das auch noch herausschreit: "Wir sind das Volk!", braucht.
Unser gegenwärtiges Zusammenleben befördert also geradezu als Konzept das Nichtwissen über das eigene Sein. Einzig das Wissen um Arbeit und Konsum und Profit ist interessant. Und das kann ja nun wirklich jede und jeder! Gewinnen will jeder Mensch und kann es. Es gäbe uns sonst nicht!
Wenn also unser Zusammenleben dadurch bestimmt sein soll, dass wenige viel und viele nichts wissen, dann haben wir bereits ein perfektes Konzept! Und ich könnte dann nur noch empfehlen:
Bitte weiter so! Je mehr desto lieber! Je eher daran, desto eher davon!
Wollen wir das wirklich?

Ich denke, dass ein solches Konzept des Zusammenlebens wenn auch gewollt so doch sicher und keineswegs angemessen dem menschichem Sein ist!

Denn, um herausfinden zu können, was Menschen entspricht, muss auch und gerade ja Mensch erstmal wissen, wie er/sie/es denn ist.

Ich halte es daher für ausgespochen sinnlos, sich mit dem Menschsein in seiner übelsten Weise (Terrorismus, Militarismus, Profitgier, Neid und Hass) in der Form zu beschäftigen, vermeintliche Sicherheit vor den menschenbedingten Schlechtigkeiten/ Umzulänglichkeiten/Fehlern der Mitmenschen zu erzielen, denn genau das führt ja gerade wieder und diesmal quasi als Konzept dazu, Menschenverachtung und Würdelosigkeit zu installieren und - noch schlimmer: zu zementieren!

Die Banalität der These: der Mensch sei schlecht, ist so alt, wie die Menschheit selbst und braucht keine weiteren Beweise. Leider - und auch das als Beschreibung unseres gegenwärtigen Zlk - ist die Kolportage eben solcher Beweise sehr profitabel und als Herdfeuer zum Kochen der eigenen und eigenartigen Süppchen (eigentlich ist es nur eine einzige und immer wieder kehrende Suppe: Sicherstellen auch morgen nicht zu verhungern oder -dursten. Und deswegen diese masslose Profit- und Konsumsuppe in Gegenden, wo einem die Suppen gemeinschaftlich verordnet mittels H4 ins Maul fliegen?) bestens geeignet. Ich kann hier uns nur den Grundsatz eines Spielers empfehlen:
Wenn man schon gewonnen hat, kann man nur noch verlieren!

Also ein UNS hier in Deutschland angemesenenes Konzept kann und das als erste Folgerung bis hierher Geschriebenes nicht den Gewinn sondern nur die Verlustvermeidung zum Ziel haben. Und wenn wir diesen Faden weiterspinnend uns fragen, welche Gewinne denn auch zu unseren Verlusten führen -

also nochmal, ist'n schwieriges Thema auch für mich:
Ausgehend davon, dass wir bereits auf der Gewinnerstraße sind, wäre es unser Fehlverhalten, zugunsten weiterer Gewinne, diese zu verlassen! Klar?
Also die Frage lautet, welche Gewinne sichern uns vor Verlusten, sind also solche, die wir erzielen müssen?
Und welche Gewinne führen zu Verlusten, also welche sind es, die wir liegenlassen, auf keinen Fall mehr einsammeln sollten?

- nun spinne ich diesen Faden weiter, weil auch das ist banal einfach:
Jeder Gewinn, der hier erzielt, zu Verlusten anderswo und darüber hinaus sogar gleich hier führt, fällt automatisch auf uns als Verlust zurück!
Wir mögen das als Schlechtigkeit der Menschheit, als menschlichen Fehler ansehen, tatsächlich halte ich aber gerade das für eine besondere und charakterische Stärke des Menschen. Als etwas, was mir Hoffnung macht, als etwas, das mir zeigt, dass Menschen doch nicht ganz so dumm sind, wie sie selbst und auch ich anscheinend von sich glauben.

Ich wünsche mir, ja mehr noch, ich halte es fürs ÜBERLEBEN und damit auch fürs ZUSAMMENLEBEN der Menschheit zwingend notwendig und damit als erste große Bedingung, die jedes Konzept erfüllen muss, dass Menschen als Fehler erkennen und so auch vermeiden, aufkosten anderer Menschen gewinnen zu wollen. Die Menschheit ist dermaßen umgeben von Lebensfeinden, die zwar ebenso erst das Leben und damit die Menschheit ermöglichen, dass Menschen es sich schon gar nicht in dieser Masse mehr leisten können, sich selbst Feind sein zu wollen.
Also egal, was wir als Gesamtheit oder auch als Individuen tun und lassen, für uns gilt in jeder unserer gemeinschaftlichen oder individuellen Freiheit und damit auch für jedes unserer Konzepte:
Mitgefangen = Mitgehangen!

Ich merke, ich eiere zwischen einer Beschreibung des IST und einem möglichem oder sogar zwingend notwenfigem SOLL ein wenig hin und her. Deswegen und als Zusammenfassung die Frage, was, welche Erkenntnisse haben wir bisher, worauf sollten/können/müssen wir uns einigen?

Die Frage nach einem Konzept für unser Zusammenleben gliedert sich in zwei Hauptfragen
1. Unserem eigentlichem Wollen
2. Unserem eigentlichem Sein

Und obwohl ich bisher die zweite Frage angefangen habe, ist wohl die grundlegende Antwort auf die erste schon gefallen: Wir wollen leben! ÜBERLEBEN!

Ich halte es für selbstverständlich, dass Konzepte, Regel-, Werte- und damit Geselschaftssysteme nicht nur - wenn überhaupt? - dem wie auch immer artikuliertem Gemeinschaftswillen der Menschen entsprechen, sondern mehr noch seinem tatsächlichem Sein. Also ein Zlk muss daher mindestens drei Bedingungen erfüllen:
1. Menschen müssen es (egal welches!) wollen
2. Es muss dem Menschsein angemessen sein
und somit
2a. Es muss menschliche Fehler ausgleichend Menschen dazu bringen, zu lernen, bessere, ihrem eigenem Sein angemessenere Menschen zu sein
2b. Dazu darf es nicht negieren, dass Mensch so sind, wie sie nun mal sind.
Denn das führt und führte und wird immer wieder nur zwingend dazu führen, dass Menschen anderes als das simple Menschsein höher bewerten und somit das eigentlich Menschliche verachten und die Menschenwürde sofort damit verletzen.

Was haben wir gerade hier in Deutschland aber wohl auch globalisiert anderswo nicht?
Nicht mehr?
Einigung! Einheit! Konvention! Sprache!

Wieso Sprache? Wir reden hier doch deutsch?
Mag sein. Aber offensichtlich gehört auch das gegenseitige Unverständnis ein und der selben Sprache zum menschlichem Missverstehen. Von anderen Sprachen dann gar nicht zu reden!

Einigung und Einheit lassen sich sehr gut also auch in Deutsch vermeiden. Wozu also dann noch die Angst vor Fremden, wenn schon der eigene Feind deutsch spricht?
Frau Petri? Halten sie wirklich das Deutschtum an sich für ausreichend, Alternative zum Deutschsein
und damit für Deutschland zu sein?

Also wir haben nicht Einigung. Jedoch scheint es mir, dass wir uns darauf einigen können, eben nicht einig zu sein? Wenn ja, ist's klar: Ohne Einigung kein Konzept. Ischa logisch!
Sackgasse! Thema durch!

Denn wir haben kein Konzept fürs Zusammenleben.
Ja mehr noch: ich habe hier noch nicht einmal gefragt, warum überhaupt es eines (egal welches) Zlk bedarf?

Also nächster Post: Zlk Teil2: Wozu Konzepte?

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