Es gibt im bajuwarischem Fernsehen eine allnächtliche Sendung: Bob Ross, The Joy Of Painting. In der versucht ein typischer US-Amerikaner Otto-Normal-Verbrauchern zumindest die "Freude am Malen" näher zu bringen. Ich verstehe zu wenig von bildender Kunst, um zu sagen, wie jener Mr Ross sich tatsächlich als Kunstmaler macht, immerhin verblüfft er mich damit, mit wie wenig Aufwand er so große Wirkungen erzielt. Und ich denke, auch in seiner "pädagogischen" Zielsetzung ist er erfolgreich.
Eines seiner immer wieder erwähnten Motten (sagt man so? Plural von Motto? Oder sind das dann Marotten?), also einer seiner runing-gags lautet: "Everything tells a little story!" Womit er ausdrückt, dass kleine Details: hier ein Ast, dort ein Stein, da ein kleiner Vogel, eigentlich unbedeutende kleine Wellenlinien, Pinsel- oder gar nur Kratzstriche das Ganze interessant gestalten.
Soweit der Zugang, nu kommt der Ab- äääh Ausgang.
Wenn ich denn ein Künstler sein sollte, dann bin ich - ich erwähnte das ja schon mehrfach - ein Musiker. Und ich erinnere mich an meinen Musikunterricht in der Mittelstufe. Es gab da für mich eigentlich immer unverständliche aber gute Ratschläge. Wie beispielsweise den, dass Töne (physikalisch wie auch musikalisch eher Klänge, wohlmögliche gar Zusammenklänge) Zeit brauchen, sich zu entfalten. Heute verstehe ich dieses durch Selbermachen vielleicht etwas mehr. Tatsächlich sehe ich heute besser die Analogien, die Symboliken. Verstehe den Versuch, mit Worten zu beschreiben, was nicht mit ihnen zu beschreiben ist.
Eben Musik. Oder Bilder.
Und von den vierzig Jahren Musizieren fand ich mindestens fünfundzwanzig mein "Gezupfe" langweilig. Zu wenig. Es kam nie oder nur sehr selten das, was ich mir erhoffte. Selbst sah und weitergeben, ausdrücken wollte. Ich erzählte zu wenig. Keine oder nur eine einzige Geschichte. Zu wenig Kleinigkeiten, i-Tüpfelchen. Ich konzentrierte mich zu sehr auf das Große, das Offensichtliche, das Langweilige. Beachtete nicht das winzige, unter oder an der Wahrnehmungsschwelle Liegende.
Umso verblüffender, wenn ein Maler UND ein Musiker zur gleichen "literarischen" Erkenntnis gelangt. Die Kunst ist im Kleinen, im Verweben der Kleinigkeiten, der per se Unauffälligkeiten.
Viele kleine Geschichtchen zu einer großen zu komponieren.
Je mehr desto interessanter. Je farbiger, je pluralistischer, je weniger einseitig, umso schwieriger, bereichernder, kunstvoller!
Es scheint mir mindestens ein menschliches, kulturelles, kunstübergreifendes Phänomen zu sein, wenn nicht gar ein universelles. Umso leichter verständlich, warum die immer einseitiger, ärmer werdende Profit- und Machtpolitik für niemanden mehr eine Bereicherung ist!
Die Frage ist nur noch, ob die Nochreichen das noch vor oder erst nach ihrem eigenen "Absturz in den Abgrund der Armut" (tripple A!) merken.
Als kulturschaffender, aber Arbeitslooser besteht meine Kunst nur noch darin, zu drohen wie auch davor zu warnen:
"Everything tells a little story!"
Gerade auch der krampfhafte, paranoide Versuch, durch Verarmung Reichtum, durch Einseitigkeit Pluralismus zu schaffen.
Ob das aber wirklich noch Kunst ist?
Wie gut, dass ich davon nichts verstehe!
Aber Bilder, Klänge, Geschichten brauchen Zeit. Und die habe ich nun reichlich!
Was wollt ihr also noch fordern und fördern bei mir?