Montag, 8. Juni 2015

Freiheit

Solange die Sklaverei in unseren Köpfen fest verankert ist, werden wir sie niemals abschaffen können!

Gedächtniszitat frei nach Frau Käßmann gestern bei Jauch:
Viel zu kurz gekommen, wir sollten das nicht vergessen, ist die freiwillige Aufgabe des Primats der Politik zugunsten des Primates der Wirtschaft

Gedächtniszitat des Kanzleramtsministers ebenda, dessen Namen ich mir nicht merkeln muss:
Mir tut es in der Seele weh, wenn ich sehe, wie hoch beispielsweise in Spanien die Arbeitslosigkeit junger Leute ist.

Streit der Linken um das "Bedingungslose Grundeinkommen", immerhin als ersten Schritt die gemeinsame Forderung nach Wegfall der H4-Sanktionen!

Das Pro wurde auch sehr schön bei Jauch deutlich: die Stärkung der Zivilgesellschaft. Womit dann auch klar wird, warum die Politik gegen sowas ist: Ihr ohnehin freiwillig, weil lukrativ verkauftes, nunmehr vermeintliches Primat ginge ein deutliches Stück mehr auf eine damit deutlich erwachsener werdenen Zivilgesellschaft über.

Tatsächlich prallen wohl in unserer Gesellschaft zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze aufeinander.
Kontra und leider wohl auch Gewerkschaftsansatz:
Nur wer (vor-)leistet, soll Leistungen bekommen!
Und pro, damit dann eher ein sozialpädagogischer, Zivilgesellschaft stützender Ansatz:
Vertrauensvolle Vorleistung, damit mehr Menschen auch leisten können!

Leute, ich verstehe, dass es unterschiedliche Meinungen gibt. Und das finde ich ausgesprochen positiv weil entscheidener Teil menschlicher Anpassungsfähigkeit, denn:
Wenn alle so dächten wie ich, lägen wir ja alle völlig daneben!

Oder auch: Ich denke so wie ich, damit ihr so wie ihr denken könnt. Nur solltet auch ihr nicht vergessen, dass ihr nur dadurch so denken könnt, weil ich und meinesgleichen es nicht tun!
Und mir scheint, die Welt - unser bislang einziges Raumschiff Erde - verkraftet es nicht mehr, dass soviele Menschen wir ihr und nur noch wenige wie ich denken.
Vor 30 Jahren hieß es deswegen: Umdenken!
Schon vergessen?

Jedenfalls die Konzentration in unseren Köpfen auf Wirtschaftsdenken ist aufgrund der mehrheitlichen Einseitigkeit eindeutig zu wenig anpassungsfähig. Und damit verkommt jedweder (freiheitlicher) Pluralismus zur Zwangslage. Und dann scheint mir ein Putin oder ein chinesischer Despot sehr viel erfolgversprechender als ein wie auch immer unter Seelenschmerz leidener Minister.

Sklaventum solange, wie wir und damit auch unsere Köpfe nicht umdenken!
Ein bloßes Beschreien der Freiheit scheint mir da eher kontraproduktiv: nur geeignet, Jahrtausende altes Fehlverhalten, das erst in den letzten 150 Jahren überhaupt bemerkbar wurde, nachdem es wie gesagt Jahrtausende erfolgreich funktionierte (wenn 100 Millionen das gleiche tun, ist es eben nicht das selbe, wenn es von 5 Milliarden gemacht wird), zu konservieren.

Es rächt sich immer mehr für uns in Deutschland, dass wir darauf verzichten müssen, Eltern zu sein. Denn nur Eltern ist es - leider auch nicht immer! - geläufig, menschlich liebe-, vertrauensvoll in Vorleistung zu gehen, damit ihre Kinder dann leistungsfähig sind. Ja, es besteht geradezu ein linearer Zusammenhang zwischen der Vorleistung der Eltern zur späteren Leistungsfähigkeit und -bereitschaft ihrer Kinder.

Ich fürchte, wir verwechseln die Vorleistungsbereitschaft unserer Eltern mit unserer wirtschaftlichen "Vorleistung" des Tellerwaschens. In Menschen zu investieren, ist etwas völlig anderes, als auf Zinsen und Rendite zu spekulieren.

Das wirkliche Problem ist tatsächlich die Finanzierbarkeit.
Deswegen verzichten wir ja auch wohl darauf, noch Kinder in diese allzu teuer gewordene Welt zu setzen: mangels Kasse lassen wir sie ja eh im Regen stehen!

Wahrlich ich sage euch: wenn Menschen immer schon so gedacht hätten, es gäbe längst keine mehr. Denn nie war es so leicht wie heute, zumindest in Deutschland die Kinder nicht nur satt sondern dazu auch fett zu bekommen!

Vielleicht ein Kompromiss?
Wir nennen es nicht bedingungsloses Grundeinkommen. Wir zahlen sanktionsloses H4 für Arbeitslooser und aus Gerechtigkeitsgründen nicht nur denen, sondern eben auch jenen, die es sich sauer "verdienen"!
Immerhin wäre das ein Stückchen Freiheit mehr für jeden:
1. Spende ich das, was ich nicht brauche?
2. Entscheide ich frei, ehrenamtlich die Zvilgesellschaft zu fördern statt hauptberuflich die umweltfressenden Fernreisen meines globalen Aufsichtsratsvorsitzenden?
3. Ermöglicht mir das nicht sogar, zur wirtschaftlichen Prospektivität unserer Gesellschaft durch risikoärmeren, leichtgemachteren Schritt in die Selbstständigkeit beizutragen?
und last but not least (und vermutlich nicht mal das Letzte)
4. Konkurrenz zur nun mehr konkurrenzlosen, aber konkurrenzbedürftigen (sagen selbst Marktwirtschaftler!) Marktwirtschaft?

Aber - und leider haben gerade unsere politischen Köpfe vor dieser Unvermeidlichkeit Angst (ein berühmtes Zitat, weiß gerad nicht von wem: Dummheit ist, Angst vor Unvermeidlichem zu haben) -
selbstverständlich ist jedes Einkommen, ob bedingungslos oder nicht, nicht von Ewigkeit.
Ein Recht auf H4? Ein Recht auf Rechtssprechung?
Immer nur auf jederzeit möglichen Widerruf.

Wenn irgendjemand mehrheitlich "denkt", nu müssen wir aber endlich mal wieder Krieg führen, dann gibt es auch kein Gewissen mehr, das geprüft werden müsste. Und sei es auch noch so pazifistisch.
(Zur Erklärung für jüngere Zeitgenossen: die "Gewissensprüfung" anhand von Fragen, wie: "was täten Sie, wenn  Russen Sie überfallend ihre Freundin vergewaltigen wollen, und Sie gerade 'ne Maschinenpistole zur Hand hätten?" war in den 1960 - 70ern mehr als umstritten zwingende Vorraussetzung dafür, das grundgesetzlich versicherte Recht auf Ablehnung des Dienstes mit der Waffe, damals "Verweigerung" genannt, wahrzunehmen und stattdessen sogenannten "Zivildienst" ableisten zu dürfen). Also dieses Beispiel nur, wie selbst Grundgesetze sogar ohne Grundgesetzänderung eh nur arg befristete "Gültigkeit" haben. (Der Vollständigkeit halber: Glaube an Rechtmäßigkeit und Gesetze ist allein wegen solcher Vorkommnisse in der BRD pures, unerwachsenes, geradezu kindlich-naives immer-noch-nicht-besser-Wissen!)

Jedoch: Probiert haben wir sowas unter diesem Gesellschaft, nicht Politiker förderndem Aspekt bisher nocht nicht. Und infolgedessen sind wir immer auch noch nicht hinterher wenigstens schlauer!
Nur schlauer, lieber keine Kinder in dieses hochgelobte, schön geredete deutsche Jammertal mehr zum Laufen und darüber hinaus zu bringen!

War noch was?
Ach ja, Buchtipps:
1. Aktuelles im Thrillerformat
Havarie
von Merle Kröger.
Muss ich unbedingt noch lesen!

Auch dazu ließe sich Frau Käßmann zitieren. Jedoch ist mir mein Merksatz lieber:
Nur wer Fremde(s) nicht kennt, hat Angst davor!
Frau Käßmann stellte lieber ihre Erfahrung fest, wonach Menschen im Umgang mit Flüchtlingen, mit dem Kennenlernen der persönlichen Schicksale, nicht nur keine Angst mehr vor ihnen haben, sondern gar menschliche Befriedigung, die Klärung der berühmt-berüchtigten Sinnfrage, damit und mit ihnen gewinnen.

Scheint mir was Religiöses zu sein: Glaube heißt, es nicht zu wissen.
Und noch schlimmer: es auch niemals - solange man glaubt - besser zu wissen!
Und aus Angst dann lieber glauben, es sei anders, fremd?
Woraus dann folgte, was folgen musste: Nicht Gott erschuf den Menschen nach seinem Ebenbild, sondern Mensch will Götter, die ihm gleichen.
Weil dann kennt er sie ja!
UND eben ja auch nicht.
Denn sonst wüsste Mensch, dass nur er/sie/es Gott sein kann, wenn Mensch denn lieber Götter als Mensch bleiben, sein und haben will!

Auch hier zeigt sich, was Reisebeschränkungen und daraus resultierende Weltfremdheit aus Menschen machen:
Angsthasen, die dann auch noch ihre unvermeidliche Dummheit, ihr Ossi-reisebeschränktes-Nichtwissen in die Welt als non-plus-ultra posaunen meinen zu müssen!
"Wat de buer nich kennt, dat eet he nich." Sagen wir besserwisserisch hier im Norden.
Im Osten hat man auch noch Angst davor!
Und geht jaulend und quietschend auf die Straße. pegida: ich schäme mich für euch!

"Am 8. Tag ging Gott zum Therapeuten"
aus
2. Hans Rath: Und Gott sprach: Wir müssen reden
Gerade gelesen, hab' mich köstlich amüsiert!
Danke Herr Rath.

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