Dienstag, 9. Juni 2015

Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt

Eigentlich beschreibt der Titel die pathologische Symptomatik eines manisch-depressiven Menschens.

Da dieser blog Doko Weisheiten, die Betonung liegt auf beiden Wörtern, heißt, und ich kein Fachmann, gar Meister, bin, soll diese Postüberschrift eine von zwei grundsätzliche Arten der Strategie, der zur Persönlichkeitsstruktur gehörenden Herangehensweise eines Menschen, sein/ihr Leben zu meistern, wie ich sie auch vom Doko her kenne, darstellen.

Beim Doko heißt die eine Art konservative Spielweise.
Was bedeutet, dass einE SpielerIN sein/ihr Blatt nicht vollständig ausreizt; eine Absage (keine 90, keine 60 usw.) nur dann macht, um sich die Option auf eine weitere zu erhalten (Ausnahme hiervon ist ein klein wenig die k9, da diese oftmals auch zur Partnerschaftsfeststellung dient). Denn - und das halte ich für noch nicht ausgereift genug beim Doko - leider ist es so, dass man im Erfolgsfall nur einen Punkt pro Absage mehr bekommt, im Verlustfall jedoch statt beispielsweise drei Guten vier Miese. Man riskiert also mit jeder Absage mindestens einen Swing von 6 (Beispiel oben gilt für eine geplatzte Re-Absage, die dann mindestens 7 Punkte verlieren, was am häufigsten tatsächlich vorkommt) für nur einen einzigen Punkt mehr. Mit dieser Spielweise also versucht man, seine bisher erreichten Erfolge zu halten, zu konservieren.

Ideal wäre es also beispielsweise eine keine90 Ansage mit 59 Augen beim Gegner zu gewinnen, also "regel"mäßig eine Absage weniger als möglich.

Dem gegenüber steht die ebenfalls derzeit gültige Tatsache - und das scheint mir ein Grund dafür zu sein, Doko nicht weiter zu entwickeln, weil die Spieler mehrheitlich noch nicht weit genug entwickelt dafür sind - dass Punkte, also der langfristige Erfolg, der Schnitt Punkte pro Spiel über viele, sehr viele Spiele hinweg, hauptsächlich in den siegreichen Spielen verloren werden. Mit miesen Karten kann man eben nur Verluste minimieren, mit den Granatenblättern wird aber viel mehr verloren, weil zu wenig an-, bzw. abgesagt wird.


Die andere Strategie wird durch einen Merkspruch: "Nicht kleckern, klotzen!", auch: "ganz oder gar nicht" genannt, beschrieben. Und stammt aus der Erfahrung, Spiele nur mit dem Eingehen von Risiken gerade durch die schächere Partei gewinnen zu können. Denn die größte Verlustminimierung besteht selbstverständlich darin, ein eigentlich verlorenes Spiel zu gewinnen. Und das geht eben nur getreu dem Motto "wenn man schon verloren hat, kann man nur gewinnen".

Wir kennen dieses Prinzip vom Eishockey oder Handball, wo bei drohendem Verlust der Torwart zugunsten eines Feldspielers in den letzten Spielminuten ausgewechselt wird.
Viel interessanter jedoch ist diese Weisheit beim Go (japanisches [koreanisches, chinesisches] Brettspiel mit zwei Buchstaben). Dort lautet sie positiv formuliert, und gerade Deutschen geht diese Erkenntnis in ihrer überfetten Konsumgier weitgehenst ab: "Wenn Du schon gewonnen hast, kannst Du nur noch verlieren".
Vielleicht hilft diese Weisheit besser dabei, Erreichtes lieber konservierend weiter zu entwickeln, statt vermeintliche Gegner, weil eigentlich ja immer nur (Spiel-)Partner, auch noch in Grund und Boden stampfen zu müssen?

Jedenfalls beim Doko haben beide Strategien Gültigkeit: sowohl vorsichtige, erhaltende, wahrende Herangehensweise wie eben auch das aggressive alles auf eine Karte setzen. Und der-/diejenige ist erfolgreich, die/der beides vermag.

Was jedoch hat das mit Perönlichkeitsstrukturen unterschiedlicher Menschen zu tun?
Mal abgesehen davon, dass es klar sein dürfte, dass jeweilige Spieler ihr Spiel eben auch gemäß ihrer jeweiligen Persönlichkeit ausrichten. Wenn's beim Doko nicht so wäre, diente dieses Spiel ja auch nicht zur Selbsterkenntnis und -verwirklichung.

Nun mir sind in meinem Leben schon diese beiden menschliche Wesen begegnet: die einen erkaufen sich geringeres Leid mit weniger Glücksgefühl, die anderen bezahlen ihren größeren Gefühlsreichtumg, stärkere Glücksgefühle, durch ebenfalls größeres Leidempfinden.

Beispielsweise in einer engeren Beziehung:
Ein geringeres Liebesempfinden führt im Verlustfall einer solchen Beziehung eben auch zu geringerem Leid. Und umgekehrt wird der Verlust eines über alles geliebten Menschen als besonders schlimm empfunden. Ja - und das scheint mir der Grund zu sein, möglicherweise auf einen höheren Gefühlsreichtum lieber verzichten zu wollen - diese Leid geht hin bis zur Persönlichkeitszerstörung. Und - der Vollständigkeit halber sei das auch erwähnt - eine oftmals eh nur vermeintlich geklärte Schuldfrage auch mit anschließender Sühne des Schuldigen - ändert an diesem Leid eher nichts!

Als einziger Trost bleibt solch reich mit Gefühlen beschenkten, empfindsamen Menschen eben das ebenfalls große Glücksgefühl in den besseren Zeiten. Das Besinnen auf die Dankbarkeit, einen verlorenen Menschen wenigstens ein einziges Mal dermaßen geliebt gedurft - GEKONNT! - zu haben.

Da ich davon ausgehe - und sei es nur mangels besserem Wissen und der Erkenntnis, dass ich damit ja auch im Irrtumsfall gewinne - nur ein einziges Mal im Hier und Jetzt zu leben, habe ich mich für die großen Gefühle entschieden. Denn nicht nur großes Glück, auch großes Leid sind große Gefühle.
Manchmal allerdings verfluche ich mich deswegen: Dann nämlich, wenn ich ein wenig "dümmer" auch weniger vom Miesen mitbekäme und allein schon aufgrund einer solchen subjektiven Blindheit glücklicher wäre.

Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt ist also für mich der "Normalzustand", keine Krankheit, solange das zu Tode betrübt nicht zu meinem Suizid führt.
Es ist mein subjektiver Reichtum, das Vermögen meines Lebens!


Montag, 8. Juni 2015

Freiheit

Solange die Sklaverei in unseren Köpfen fest verankert ist, werden wir sie niemals abschaffen können!

Gedächtniszitat frei nach Frau Käßmann gestern bei Jauch:
Viel zu kurz gekommen, wir sollten das nicht vergessen, ist die freiwillige Aufgabe des Primats der Politik zugunsten des Primates der Wirtschaft

Gedächtniszitat des Kanzleramtsministers ebenda, dessen Namen ich mir nicht merkeln muss:
Mir tut es in der Seele weh, wenn ich sehe, wie hoch beispielsweise in Spanien die Arbeitslosigkeit junger Leute ist.

Streit der Linken um das "Bedingungslose Grundeinkommen", immerhin als ersten Schritt die gemeinsame Forderung nach Wegfall der H4-Sanktionen!

Das Pro wurde auch sehr schön bei Jauch deutlich: die Stärkung der Zivilgesellschaft. Womit dann auch klar wird, warum die Politik gegen sowas ist: Ihr ohnehin freiwillig, weil lukrativ verkauftes, nunmehr vermeintliches Primat ginge ein deutliches Stück mehr auf eine damit deutlich erwachsener werdenen Zivilgesellschaft über.

Tatsächlich prallen wohl in unserer Gesellschaft zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze aufeinander.
Kontra und leider wohl auch Gewerkschaftsansatz:
Nur wer (vor-)leistet, soll Leistungen bekommen!
Und pro, damit dann eher ein sozialpädagogischer, Zivilgesellschaft stützender Ansatz:
Vertrauensvolle Vorleistung, damit mehr Menschen auch leisten können!

Leute, ich verstehe, dass es unterschiedliche Meinungen gibt. Und das finde ich ausgesprochen positiv weil entscheidener Teil menschlicher Anpassungsfähigkeit, denn:
Wenn alle so dächten wie ich, lägen wir ja alle völlig daneben!

Oder auch: Ich denke so wie ich, damit ihr so wie ihr denken könnt. Nur solltet auch ihr nicht vergessen, dass ihr nur dadurch so denken könnt, weil ich und meinesgleichen es nicht tun!
Und mir scheint, die Welt - unser bislang einziges Raumschiff Erde - verkraftet es nicht mehr, dass soviele Menschen wir ihr und nur noch wenige wie ich denken.
Vor 30 Jahren hieß es deswegen: Umdenken!
Schon vergessen?

Jedenfalls die Konzentration in unseren Köpfen auf Wirtschaftsdenken ist aufgrund der mehrheitlichen Einseitigkeit eindeutig zu wenig anpassungsfähig. Und damit verkommt jedweder (freiheitlicher) Pluralismus zur Zwangslage. Und dann scheint mir ein Putin oder ein chinesischer Despot sehr viel erfolgversprechender als ein wie auch immer unter Seelenschmerz leidener Minister.

Sklaventum solange, wie wir und damit auch unsere Köpfe nicht umdenken!
Ein bloßes Beschreien der Freiheit scheint mir da eher kontraproduktiv: nur geeignet, Jahrtausende altes Fehlverhalten, das erst in den letzten 150 Jahren überhaupt bemerkbar wurde, nachdem es wie gesagt Jahrtausende erfolgreich funktionierte (wenn 100 Millionen das gleiche tun, ist es eben nicht das selbe, wenn es von 5 Milliarden gemacht wird), zu konservieren.

Es rächt sich immer mehr für uns in Deutschland, dass wir darauf verzichten müssen, Eltern zu sein. Denn nur Eltern ist es - leider auch nicht immer! - geläufig, menschlich liebe-, vertrauensvoll in Vorleistung zu gehen, damit ihre Kinder dann leistungsfähig sind. Ja, es besteht geradezu ein linearer Zusammenhang zwischen der Vorleistung der Eltern zur späteren Leistungsfähigkeit und -bereitschaft ihrer Kinder.

Ich fürchte, wir verwechseln die Vorleistungsbereitschaft unserer Eltern mit unserer wirtschaftlichen "Vorleistung" des Tellerwaschens. In Menschen zu investieren, ist etwas völlig anderes, als auf Zinsen und Rendite zu spekulieren.

Das wirkliche Problem ist tatsächlich die Finanzierbarkeit.
Deswegen verzichten wir ja auch wohl darauf, noch Kinder in diese allzu teuer gewordene Welt zu setzen: mangels Kasse lassen wir sie ja eh im Regen stehen!

Wahrlich ich sage euch: wenn Menschen immer schon so gedacht hätten, es gäbe längst keine mehr. Denn nie war es so leicht wie heute, zumindest in Deutschland die Kinder nicht nur satt sondern dazu auch fett zu bekommen!

Vielleicht ein Kompromiss?
Wir nennen es nicht bedingungsloses Grundeinkommen. Wir zahlen sanktionsloses H4 für Arbeitslooser und aus Gerechtigkeitsgründen nicht nur denen, sondern eben auch jenen, die es sich sauer "verdienen"!
Immerhin wäre das ein Stückchen Freiheit mehr für jeden:
1. Spende ich das, was ich nicht brauche?
2. Entscheide ich frei, ehrenamtlich die Zvilgesellschaft zu fördern statt hauptberuflich die umweltfressenden Fernreisen meines globalen Aufsichtsratsvorsitzenden?
3. Ermöglicht mir das nicht sogar, zur wirtschaftlichen Prospektivität unserer Gesellschaft durch risikoärmeren, leichtgemachteren Schritt in die Selbstständigkeit beizutragen?
und last but not least (und vermutlich nicht mal das Letzte)
4. Konkurrenz zur nun mehr konkurrenzlosen, aber konkurrenzbedürftigen (sagen selbst Marktwirtschaftler!) Marktwirtschaft?

Aber - und leider haben gerade unsere politischen Köpfe vor dieser Unvermeidlichkeit Angst (ein berühmtes Zitat, weiß gerad nicht von wem: Dummheit ist, Angst vor Unvermeidlichem zu haben) -
selbstverständlich ist jedes Einkommen, ob bedingungslos oder nicht, nicht von Ewigkeit.
Ein Recht auf H4? Ein Recht auf Rechtssprechung?
Immer nur auf jederzeit möglichen Widerruf.

Wenn irgendjemand mehrheitlich "denkt", nu müssen wir aber endlich mal wieder Krieg führen, dann gibt es auch kein Gewissen mehr, das geprüft werden müsste. Und sei es auch noch so pazifistisch.
(Zur Erklärung für jüngere Zeitgenossen: die "Gewissensprüfung" anhand von Fragen, wie: "was täten Sie, wenn  Russen Sie überfallend ihre Freundin vergewaltigen wollen, und Sie gerade 'ne Maschinenpistole zur Hand hätten?" war in den 1960 - 70ern mehr als umstritten zwingende Vorraussetzung dafür, das grundgesetzlich versicherte Recht auf Ablehnung des Dienstes mit der Waffe, damals "Verweigerung" genannt, wahrzunehmen und stattdessen sogenannten "Zivildienst" ableisten zu dürfen). Also dieses Beispiel nur, wie selbst Grundgesetze sogar ohne Grundgesetzänderung eh nur arg befristete "Gültigkeit" haben. (Der Vollständigkeit halber: Glaube an Rechtmäßigkeit und Gesetze ist allein wegen solcher Vorkommnisse in der BRD pures, unerwachsenes, geradezu kindlich-naives immer-noch-nicht-besser-Wissen!)

Jedoch: Probiert haben wir sowas unter diesem Gesellschaft, nicht Politiker förderndem Aspekt bisher nocht nicht. Und infolgedessen sind wir immer auch noch nicht hinterher wenigstens schlauer!
Nur schlauer, lieber keine Kinder in dieses hochgelobte, schön geredete deutsche Jammertal mehr zum Laufen und darüber hinaus zu bringen!

War noch was?
Ach ja, Buchtipps:
1. Aktuelles im Thrillerformat
Havarie
von Merle Kröger.
Muss ich unbedingt noch lesen!

Auch dazu ließe sich Frau Käßmann zitieren. Jedoch ist mir mein Merksatz lieber:
Nur wer Fremde(s) nicht kennt, hat Angst davor!
Frau Käßmann stellte lieber ihre Erfahrung fest, wonach Menschen im Umgang mit Flüchtlingen, mit dem Kennenlernen der persönlichen Schicksale, nicht nur keine Angst mehr vor ihnen haben, sondern gar menschliche Befriedigung, die Klärung der berühmt-berüchtigten Sinnfrage, damit und mit ihnen gewinnen.

Scheint mir was Religiöses zu sein: Glaube heißt, es nicht zu wissen.
Und noch schlimmer: es auch niemals - solange man glaubt - besser zu wissen!
Und aus Angst dann lieber glauben, es sei anders, fremd?
Woraus dann folgte, was folgen musste: Nicht Gott erschuf den Menschen nach seinem Ebenbild, sondern Mensch will Götter, die ihm gleichen.
Weil dann kennt er sie ja!
UND eben ja auch nicht.
Denn sonst wüsste Mensch, dass nur er/sie/es Gott sein kann, wenn Mensch denn lieber Götter als Mensch bleiben, sein und haben will!

Auch hier zeigt sich, was Reisebeschränkungen und daraus resultierende Weltfremdheit aus Menschen machen:
Angsthasen, die dann auch noch ihre unvermeidliche Dummheit, ihr Ossi-reisebeschränktes-Nichtwissen in die Welt als non-plus-ultra posaunen meinen zu müssen!
"Wat de buer nich kennt, dat eet he nich." Sagen wir besserwisserisch hier im Norden.
Im Osten hat man auch noch Angst davor!
Und geht jaulend und quietschend auf die Straße. pegida: ich schäme mich für euch!

"Am 8. Tag ging Gott zum Therapeuten"
aus
2. Hans Rath: Und Gott sprach: Wir müssen reden
Gerade gelesen, hab' mich köstlich amüsiert!
Danke Herr Rath.